Mittwoch, 10. September 2008

Die Totblitzer beim (Motor-) Sport

Motorsport ist auch für viele Fotografen ein sehr interessantes Thema. Das Wort setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Motor und Sport. Beide Wörter stehen eigenständig bereits für Dynamik und Bewegung. Dies sollte sich, so meine ich, auch in den Fotos wiederspiegeln. Doch wie sieht die Praxis aus?

Am letzten Wochenende war ich zu Speedhill 2008 in Scharfenstein unterwegs, ein sogenanntes Hillclimb, durchgeführt an einem Steilhang mitten im Wald. Auch wenn zumeist die Sonne schien, waren die Lichtbedingungen nicht gerade optimal. Und die Motorräder - zumindest in weiten Teilen der Strecke - nicht gerade langsam unterwegs. Um trotz schlechtem Licht und hoher Geschwindigkeiten akzeptable Fotos zu schießen, musste man sich halt etwas einfallen lassen.

Im Prinzip gab es drei Optionen: Einen hohen ISO-Wert wählen (führt zu Bildrauschen), einen möglichst kräftigen Blitz einsetzen (schafft eine unnatürliche Nachtkulisse außerhalb des Blitzbereiches) oder eine relativ lange Belichtungszeit wählen und die Kamera mit dem Motiv mitziehen (Risiko einer hohen "Ausschussquote").

Natürlich ist es möglich und auch sinnvoll, einen Optionenmix zu verwenden, beispielsweise mit ISO 1600 und 1/80 zu arbeiten und die Kamera dennoch mitzuziehen. Das nebenstehende Foto zeigt, wie das Ergebnis (hier mit einer Sony R1, CMOS Bildsensor Format: 21,8x14,8mm) dann aussehen kann.

Das Bildrauschen hält sich aus meiner Sicht dezent in Grenzen, während das Foto selbst das Tempo dieses Sports vermittelt.

Selbst, wenn ein Schnappschuss einmal nicht wirklich gelungen ist, weil beispielsweise der Autofokus nicht schnell genug war, muss man das Motiv nicht unbedingt abschreiben. Früher hätte ich ein Foto wie das hier abgebildete schon beim Betrachten im Kameradisplay gelöscht. Jetzt entscheide ich erst am heimischen Monitor, was mit einer solchen Aufnahme wird.

Eine simple Software wie beispielsweise Picasa reicht aus, um das Foto so zu bearbeiten, wie ich es getan habe. Sicher: Mit Photoshop hätte ich diese Aufnahme "optimieren" können - also das Bildrauschen entfernen u.a. mehr. Ich finde jedoch, dass das Foto - so wie es jetzt ist - sehr authentisch wirkt und glaubhaft vermittelt, wie schwierig es den Motorsportlern gefallen ist, den Berg zu bezwingen.

Wie bereits eingangs erwähnt: Den Blitz *mit* zu verwenden halte ich für durchaus legitim und habe dies teilweise auch gemacht, wie das dritte Beispiel zeigt. Obwohl der Blitz eher dezent eingesetzt wurde und das Foto noch erkennen lässt, dass es sich um eine Aufnahme am Tage handelt, finde ich das Foto grenzwertig. Hier fehlt mir dann schon ein wenig Dynamik - der Fahrer hätte auch stehen können, wenn es die Gesetze der Physik nicht gäbe...

Und damit bin ich wieder beim Thema des Beitrages. Der Blitz tötet Stimmungen, macht aus dynamischen Sportlern statische Motive, die auch in einem Fotostudio stehen könnten - zumindest, wenn der Blitz als vermeintliche Wunderwaffe eingesetzt wird.

Dass selbst Kollegen mit großem externem Blitz auf Motivfang waren, ist eine Sache, die ich nicht näher kommentieren möchte. Den ambitionierten Fotofreunden jedoch möchte ich Mut machen, einfach einmal zu experimentieren. Das bedeutet Verzicht auf diverse Motivprogramme, wie sie inzwischen zuhauf in vielen Kameras zu finden sind und die Verwendung individueller Einstellungen. Ein mittlerer ISO-Wert, 1/60 Verschlusszeit, Verzicht auf Blitz und das Mitziehen der Kamera mit dem Motiv sowie das Auslösen im richtigen Moment wäre eine solche Übung, um zu dynamischen Fotos zu gelangen.

Ich wünsche allen sportbegeisterten Fotografen gute Schnappschüsse!

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